Bernhard Apfel

Leimen | Skulptur

Vergeblicher Flugversuch – Ikarus

Jeder kennt die griechische Sage von Ikarus. Als Gefangener plant und organisiert er einen Ausbruch. Der gelingt zwar, aber beim übermütigen Flug lösen sich die Federn der mit Wachs fixierten Flügel, weil er der Sonne zu nahe kommt und abstürzt.

Die Skulptur ist ein Spiegel meines früheren Lebens. Als „Gefangener“ in einer ziemlich konservativen Gesellschaft machte ich unzählige Versuche, auszubrechen, wurde aber immer von irgendwelchen menschlichen Gewinden, Verschraubungen und Haltemechanismen etc. festgehalten. Aber irgendwie habe ich den Ausbruch dann doch geschafft.

Wie?

Zwar kam ich der Sonne sehr nahe, brauchte aber keine Flügel, die mit Wachs verbunden waren.

Kreuztragender

Die Skulptur ist das Modell einer Großplastik, die 2010 für den Pilgerweg von Seßlach (Oberfranken) nach Vierzehnheiligen – Teil des Jakobs-Pilgerweges – im Rahmen eines Bildhauersymposiums geschaffen wurde.

Das Original misst 2,50 m.

Meine Aufgabe der 20 verschiedenen Pilgerthemen: Der Pilger als Kreuztragender. Nachdem Seßlach ein Teil des Frankenlandes ist, also der Heimat der großen Rentabel-Schnitzer, war klar, dass mein Leidtrager kein Kreuz, sondern einen ganzen Altar (sein Leben lang?) auf seinem Weg trägt. Zur Buße?

Die Figur des Pilgers ist fundamental festgemauert. Festgemauert in seinen Überzeugungen. Zum Beispiel: Für begangenes Unrecht muss ich Buße tun! Solange er diese Überzeugung beibehält, wird er immer das Kreuz (Altar) herumtragen. Er wird sich aber keinen Schritt weiter bewegen.

Mit dem Altar auf seinen Schultern übernimmt er automatisch alle Weh- und Achklagen, die ihm aufgetragen werden. Meist schon im Kindesalter. Er ist Gefangener dieses Systems.

Teilaspekt: So wie der vergoldete Bischofsstab, der „nie mehr sich schmückt mit frischem Grün …“ (Tannhäuser, Oper von Richard Wagner), also Unmögliches ganz unmöglich macht, aber (ohne Überzeugungen) dennoch möglich ist. Wie? Das muss jeder selber herausfinden.