Jüdische Festtage: Laubhüttenfest

Das jüdischen Neujahrsfest „Rosch Haschana“ begann dieses Jahr am 18. September und hat nach jüdischer Zeitrechnung das Jahr 5781 eingeleitet. Dem Neujahrstag folgte eine zehntägige Bußzeit, die mit dem großen Versöhnungstag, dem „Jom Kippur“ am Abend des 28. September ausklang.

Gleich danach bereitet man sich schon auf das nächste Fest vor: auf „Sukkot“, das Laubhüttenfest. Es beginnt dieses Jahr am 3. Oktober und dauert eine Woche. Dazu bauen die Männer in ihrem Anwesen eine Holzhütte nach folgenden Regeln: Die Hütte muss mindestens drei Wände haben, unter freiem Himmel stehen und darf nur ein provisorisches, mit Laub und Zweigen bedecktes Dach haben, denn Sonnenlicht und Sterne müssen sichtbar bleiben. In der Stadt richtet man sich auf dem Balkon ein. Sieben Tage soll man in diesem Provisorium verweilen.

Welchen Hintergrund hat das Fest? Im 3. Buch Mose findet man die Bezugsquelle. Da spricht Gott zu Mose (Kap. 23, Vers 42 ff): „Sieben Tage sollt ihr in Laubhütten wohnen…, dass eure Nachkommen wissen, wie ich die Israeliten habe in Hütten wohnen lassen, als ich sie aus Ägyptenland führte…“. Das Wohnen und Schlafen in der Laubhütte soll also daran erinnern, dass die Vorfahren auf dem Weg in die Freiheit 40 Jahre lang in primitiven Behausungen wohnen mussten.

Es gibt noch ein weiteres Symbol für das Laubhüttenfest: ein Pflanzenbündel, „Lulaw“ genannt. Es enthält vier unterschiedliche Zweige, die daran erinnern, dass Sukkot ursprünglich ein Erntefest war. In ihrer Verschiedenheit sollen die Zweige die gesamte Pflanzenwelt repräsentieren. Der Etrog, eine Zitrusfrucht, auch Judenapfel genannt, riecht gut und schmeckt gut. Der Myrtenzweig riecht gut, trägt aber keine Früchte. Der Palmzweig riecht nicht, die Palme trägt aber schmackhafte Früchte. Der Weidenzweig riecht nicht und trägt auch keine essbaren Früchte. Im Gottesdienst werden die Zweige in alle vier Himmelsrichtungen geschüttelt, während die Gemeinde Gott um eine gute Ernte und die Abwehr von Hunger und Dürre bittet.

In den letzten Tag von Sukkot wurde ein weiteres Fest eingebaut: das Fest der Tora-Freude, auf Hebräisch „Simchat Tora“. Als Tora bezeichnet man die fünf Bücher Mose. Sie ist das Herzstück jeder Synagoge. Für die Lesungen wurde sie in 54 Wochenabschnitte aufgeteilt. An jedem Schabbat wird im Gottesdienst ein Abschnitt aus der Tora-Rolle vorgetragen, so dass im Laufe eines Jahres alle fünf Bücher Mose gelesen werden. Das Ende dieses Lese-Zyklus’ fällt mit dem Ende des Laubhüttenfestes zusammen. Es geht aber gleich weiter: Den Lektor, der für den letzten Abschnitt der Rolle bestimmt wird, nennt man „Bräutigam der Tora“. „Kleiner Bräutigam“ heißt derjenige, der gleich im Anschluss mit dem ersten Buch Mose von vorn beginnt: „Am Anfang schuf Gott Himmel und Erde…“ Alle Tora-Rollen, die sich in der Synagoge befinden, werden in einer Prozession siebenmal um das Lesepult getragen. Singend und tanzend feiert man die Freude an der Tora, dem Geschenk Gottes.